Im Südwesten der Niederlande

Meine Mutter will ein paar Tage in Holland - auf der Halbinsel Zeeland - in Urlaub, für uns natürlich ein Grund uns wieder mal auf dem Weg zu machen um sie zu überraschen. Wir haben uns einen Weg ausgeguckt durch den Hunsrück, durch Eifel und Ardennen, dann quer durch Belgien und dann durch den Scheldetunnel hinüber nach Zeeland.

Hinfahrt 1. Tag - Läm - Werbomont (ca. 345 km)

An einem kalten feuchten Märzmorgen machen wir uns auf den Weg zunächst über die Autobahn Frankfurt - Wiesbaden - Eltville nach Rüdesheim um bei Lorch mit der Fähre über den Rhein nach Bacharach überzusetzen. Von dort geht es hinauf auf die Hunsrückhöhen, wo der Regen sich langsam in Schee verwandelt, zunächst nach Rheinböllen. Von dort folgen wir der B 50 und den Wegweisern zum Flughafen Hahn über Simmern bis Kirchberg. Hier biegen wir rechts ab auf die B 421 nach Kappel und Zell an der Mosel. Jetzt ist schon Mittag und Zeit für die erste größere Pause. Nach einer leckeren Pizza in Alf geht die Fahrt weiter. An der Mosel schneit es nicht mehr, dafür regnets. Aber als wir auf der anderen Seite wieder hinauffahren, fängt der Schnee wieder an. Gott sei Dank bleibt er nicht auf der Straße liegen.

Von Alf finden wir schnell die "Abkürzung" über Bad Bertrich und erreichen kurz danach wieder die B 421. Dieser folgen wir jetzt quer durch die Vulkaneifel über Daun, Dreis, Hillesheim und Stadtkyll bis zur kaum wahrnehmbaren belgischen Grenze. Ab Losheim geht's an der Grenze entlang auf der B 265, die in Belgien einfach weiterläuft als N 632, über Büllingen und Büttgenbach nach Malmedy. Hier sind wir dann schon mitten in den Ardennen. Für heute haben wir das größte Stück hinter uns. Jetzt folgen wir der N 68 durch eine wunderschöne Landschaft über Stavelot, Trois Ponts, Basse-Bodeux, dann an der Abzweigung von Chevron vorbei bis nach Werbomont. Das Dorf liegt direkt an der Autobahn Antwerpen-Lüttich-Luxemburg. Das Hotel Montana, das wir von zu Hause über das Internet gebucht hatten, liegt versteckt in einer kleinen Seitenstraße, ist ab gut ausgeschildert. Die beiden schon älteren Wirtsleute begrüßen uns freundlich. Wie sich herausstellt, sind wir an diesem Abend die einzigen Gäste. Bei dem "Sauwetter" heute kein Wunder. Wir bekommen eine ausgezeichnetes Abendessen und verschwinden schon bald auf unser gemütlich warmes Zimmer. Noch ein heißes Bad und wir sind schon fast wieder wie neu, aber totmüde.

Hinfahrt 2. Tag - Werbomont - Oostkapelle (ca. 310 km)

Am nächsten Morgen gibt es ein ordentliches Frühstück. Heute soll, lt. Wetterbericht und nach Aussage unserer Wirtsleute - die belgisches Radio gehört haben, das Wetter wieder besser werden. Zunächst ist jedoch erst mal dicker Nebel mit Sichtweiten von 50 - 100 m. In der Hoffnung, dass der Nebel sich bald verzieht machen wir uns wieder auf den Weg. Wenn die Sonne scheinen würde, könnte man die umliegende Hochmoor- und Berglandschaft genießen, so sehen wir gerade mal die Straße und ein paar Meter recht uns links. Wir folgen zunächst der N 66 durch Dörfer und Städchen wie Hamoir, Uffet und Warzee bis nach Huy. Dort überqueren wir die Maas (die hier Meuse heißt) und weiter geht's auf der N 64 bis Hannut.

Hier ist Grenzgebiet zwischen dem walonischen und flämischen Teil Belgiens. Wir haben einige Mühe den Weg weiter zu finden. Wir entscheiden uns für die Ausschilderung nach Tirlemont, das wir auf unserer Karte nicht finden können, hoffen aber, das wir in der richtigen Richtung fahren. Erst kurz vorher merken wir, das Tirlemont und unser nächstes Ziel auf der Karte, Tienen, die gleiche Stadt sind. Jetzt wissen wir, dass wir richtig sind! Weiter geht es von hier nach Leuven, östlich von Brüssel. Wir wollen hier möglichst ungeschoren zwischen Brüssel und Antwerpern durchfahren. Im Einzugsgebiet der beiden größen Städte Belgiens wollen wir uns nicht verfahren oder in starken Verkehr kommen. Die Strecke ist aber doch ganz gut ausgeschildert über Mechelen und Willebrook nach St. Niklaas. Hinter St.-Gillis Waas ist dann die holländische Grenze. Ab Hulst ist dann der Weg nach Terneuzen bzw. zum Westerschelde-Tunnel nicht mehr zu verfehlen.

Der Tunnel ist 19 km lang und unterquert den Nordseearm, der bis nach Antwerpen ins Landesinnere geht. Da er noch ziemlich neu ist, ist er auch ziemlich modern, sogar frische Luft gibt es hier. Die Tunneldurchfahrt kostet 4,50 €, dafür kann man sich, je nachdem aus welcher Richtung man kommt, eine Menge Weg und Stress ersparen. Als wir aus dem Tunnel herausfahren, hat es auch aufgehört zu regnen, jetzt ist es aber schon fast 16.00 Uhr, Nebel und Regen haben uns bis hierher begleitet. Auf den Wetterbericht sollte man sich also nicht unbedingt verlassen.

Nach dem Tunnel geht es zunächst noch auf einer vierspurigen Straße entlang, die sich dann aber bald verschmälert. Wir folgen der N 62 bis nach Middelburg. Hier grüßt uns die erste große Windmühle, jetzt wissen wir, dass wir in Holland sind. Von Middelburg fahren wir in Richtung Koudekerke und Zoutelande. Hier ist man eigentlich am Meer. Vor uns sehen wir aber nur "Berge". Die Dünen bzw. Dämme sind hier sehr hoch - zum Teil angeschüttet. Entlang dieses Damms verläuft die Straße nach Westkapelle. Dort steigt die Straße auf den Damm hinauf und man hat ein einen tollen Blick auf Strand und Meer. Nun müssen wir noch durch Domburg, ein netter Touristenort und weiter bis Oostkapelle. Hier werden wir die nächsten 3 Tage im Hotel Moerbei, mitten im Ort, verbringen.

Auch am Ortseingang von Oostkapelle wird man von einer alten Windmühle begrüßt

3. Tag Oostkapelle - Spaziergang und Ausruhen

Heute wollen wir den Ort und den Strand erkunden und uns von den beiden kalten und nassen Fahrtagen erholen. Schon am frühen Morgen scheint die Sonne und wir machen uns auf den Weg durch den ganzen Ort bis zum Strand. Hier machen heute auch die Einheimischen Ihren Sonntagmorgen-Spaziergang.

Fahrradständer soweit das Auge reicht! Da sieht man gleich, woher der Wind weht!

Auf dem Rückweg vom Strand durch den Wald können wir die ganze Pracht der hier wachsenden und jetzt blühenden wilden Narzissen erleben. Der ganze Wald ist voll Blumen, die in allen möglichen Gelbfarben blühen, von einem fast weißen gelb, mit orangem Innenleben bis zu käftig gelben Blüten. Oft sind an einem Stengel sogar mehrere Blüten.


Nch dem langen Spaziergang haben wir Hunger. Wir laben uns an einem frischen Nordseekrabben-Brötchen und als "Nachtisch" gibt es noch eine Portion Pommes - handgeschält und geschnitten - nicht aus der Tiefkühltruhe wie bei uns! Einfach lecker!!

Am Nachmittag machen wir noch einen kleinen Rundgang durch den Narzissenwald mit meiner Mutter, sie will natürlich auch noch ein so leckeres Krabbenbrötchen. Für uns geht es dann wieder ins Dorf, wo wir am Abend noch ein gutes Fischmenue genießen.

4. Tag - Rundfahrt über Dämme, Brücken und Inseln (ca 175 km)

Die Inseln und Halbinseln, die durch große Sturmfluten im Süden der Niederlande entstanden sind, werden von kilometerlangen Dämmen, die zum Teil aus Kraftwerke ausgebaut sind und sehr langen Brücken miteinander verbunden, auch um das Landesinnere, das zu einem großen Teil unterhalb es Meeresspiegels liegt vor weiteren Hochwassern zu bewahren. Um diese Bauwerke auch mal zu sehen, wollen wir eine Rundfahrt von Zeeland zu den nächsten Inseln machen.

Zunächst fahren wir von Osstkapelle über einen kleinen Damm "De Banjaard" nach Noord-Beveland, um von dort über einen der lägsten Dämme, das Oosterscheldekering, die Oosterschelde zu überqueren. Zunächst ist hier ein Gezeiten-Kraftwerk, dann eine kleine Insel "Neeltje Jans" auf der es eine Ausstellung über die Fluten und den Bau der Dämme gibt. Daneben ist noch ein kleiner Vergnügungspark für Kinder. Leider ist dies alles erst ab 1. April zu besichtigen - sicher sehr interessant. Die Niederländer machen aber nicht nur aus Wasser Strom, sondern haben auch einige große Windparkt. Einer ist gleich auf der nächsten kleinen Insel, bevor es auf einer Brücke dann auf die nächste Insel Schouwen/Duiveland geht.

In dem nächsten größeren, sehr hübschen Ort, Haamstede, gibt es einige alte Mühle, eine ist die Pannekokenmoelen in der es ab April alle möglichen Pfannkuchengerichte aus in der Mühle selbst gemahlenem Mehl und einen Mühlenladen gibt. Leider sind wir dazu auch zu früh. (Infos über Öffnungszeiten und ähnliches gibt es unter www.Pannekokenmolen.nl

Nun geht es von der Nordseite der Insel über den Brouwersdam. Zum Landesinneren zu ist das Grevelingmeer, ein Paradies für Wassersportler, Segler, Angler usw. auch gibt es hier eine kleine Museumseisenbahn. Von der nächsten Insel - Oberflakkee führt eine vierspurige Brücke dann aufs Festland - nach Rotterdam.

Wir biegen aber vor der Brücke ab, wir müssen ja auch wieder zurück, und wollen das auf einem anderen Weg. Zunächst fahren wir in östlicher Richtung über die Insel bis Middelharnis, dann durch kleine Orte wie De Korenaar und Den Bommel bis zur nächsten Hauptstraße, die über Oude Tonge über den Grevelingsdam wieder nach Duiveland führt.

Inzwischen ist Mittag schon fast vorbei und wir bekommen Hunger, aber kein Restaurant weit und breit, auch nicht in den Orten, an denen die Straße vorbeiführt. Endlich erreichen wir Zierikzee, den schönen Hauptort der Insel. Hier gibt es eine schöne Altstadt mit einem riesigen Marktplatz. Drumherum Restaurant und Geschäfte. Also essen wir hier zu Mittag und machen noch einen kleinen Einkaufsbummel. In den Niederlanden gibt es eine wesentlich größere und bessere Auswahl von asiatischen Köstlichkeiten, von denen wir uns einige mitnehmen. Auch finden wir in einer Nebenstraße eine Getreidemühle bei der Arbeit!

Dann wird es Zeit das letzte Stück zurück unter die Räder zu nehmen. Eine Sehenswürdigkeit steht uns noch bevor, die Zeelandbrug. Eine Brücke, die ca. 12 km lang ist, und Duiveland mit Noord-Beveland verbindet. Dann geht es quer über die ganze Insel und über "De Banjaard" zurück nach Oostkapelle auf Walcheren.

Am Abend finden wir noch in das feine Fisch-Restaurant The Boat Haus. Wo wir bei leckerem, frischem Fisch den Tag ausklingen lassen.

5. Tag - Oostkapelle - Krefeld (ca. 345 km)

Heute müssen wir uns wieder auf den Rückweg machen. Wir wollen heute bis Krefeld fahren, der Weg ist auch nicht viel weiter als der über Belgien, und im "Hotel Mama" brauchen wir ja keine Übernachtung zu zahlen. Meine Mutter bleibt noch ein paar Tage, also haben wir "sturmfreie Bude".

Am Morgen müssen wir erst noch alle unsere Sachen zusammenpacken und unsere Roller beladen. Nach dem Frühstück nehmen wir Abschied von unseren Gastgebern im Hotel Moerbei (www.moerbei.nl) . Es hat uns sehr gut gefallen. Unser Zimmer war sehr groß mit einer ganzen Fensterwand mit schöner Aussicht. Das Frühstücksbuffet war erstklassig.

Erst gegen 10.00 Uhr machen wir uns dann auf den Weg. Zunächst zum größten Ort und Verkehrsknotenpunkt der Insel, Middelburg. Bei der Ausfahrt verfahren wir uns schon zum ersten mal und landen gleich auf der Autobahn - also nächste Abfahrt wieder runter. Die Straße die wir fahren wollen läuft zwar neben der Autobahn her, ist aber doch ruhiger. Dann geht es nach Goes. Dort wird erstmal getankt. Weiter über kleine Straßen nach Kapelle und über den schmalen Streifen Land, Reimerswaal, der die Halbinsel von Zeeland mit dem Festland verbindet bis Woensdrecht. Von hier suchen wir uns den Weg wieder nach Belgien nach Essen. Da jetzt schon mittag ist, ist uns auch nach Essen zumute. Wir finden in der Nähe das Karrenmuseum "de Kiekenhoeve", mit angeschlossenem Restaurant mit gemütlichem Garten. Das kleine Museum ist auf einem ehemaligen Gut einrichtet und zeigt von der Handkarre - alt und neu bis zur Kutsche alles mögliche, womit man früher Waren transportiert hat.

Nachdem wir hier endlich auch unsere "Pannekoken" bekommen haben (eigentlich eine holländische Spezialität) machen wir uns gestärkt auf den weiteren Weg über Wuustwezel, Brecht, Marksplat und Turnout. Unterweg versuchen wir nochmal, ob wir irgendwo belgische Pralinen bekommen können, aber einen richtigen Chocolatier finden wir nicht. Von Turnhout müssen wir noch über Arendonk, dann sind wir wieder in Holland. Immer in Richtung Westen suchen wir uns dann den Weg über Eersel, Valkenswaard - Someren, Asten, Mijel und Helden bis nach Tegelen. Dann haben wir die deutsche Grenze erreicht. Den Weg nach Krefeld über Grefrahth und Kempen kennen wir dann schon.

6. Tag - Krefeld - Läm (360 km)

Den letzen Teil unserer Kurzreise kennen wir schon von vielen Fahren vorher. Wir haben inzwischen die Strecke gut ausgeknobelt. Es geht über Tönisvorst - Korschenbroich - Wevelinghoven - Rommerskirchen in den kleinen Ort Rheidt. Hier kennen wir mit dem "Gertrudeneck" ein kleines gemütliches Lokal in dem wir schon öfter eingekehrt sind, wo man ein gutes und preiswertes Mittagsmenue bekommt. Besonders die immer leckere Vorsuppe rettet einen, wenn man vom Fahren durchgefroren ist.

Nach dem Essen fahren wir noch bis Bergheim, wo wir dann unser Stück Autobahn bis Bad Neuenahr fahren, dann über die B 9 bis Weißenthurm, dort über die Rheinbrücke und dann mehr oder weniger immer am Rhein entlang nach Rüdesheim und Eltville. Das letzte Stück geht's nochmals auf die Autobahn Wiesbaden - Frankfurt - Offenbach. In Obertshausen geht's ab, durch den Ort und wir sind schon zu Hause.

 

 

Copyright © 2007 by Ursula Stoever.